CICS restauriert und konserviert seit 35 Jahren Kunst- und Kulturgüter

Blick von oben auf den Sarg und die Restauratorin. (Bild: Costa Belibasakis/FH Köln)

Von alten ägyptischen Artefakten wie Mumiensärgen bis hin zur Blauen Mauritius, einer der berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt: Das Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft (CICS) hat seit seiner Gründung im Jahr 1986 zahlreiche bedeutsame historische Stücke untersucht. Zum 35-jährigen Bestehen des CICS blickt Prof. Hans Portsteffen im Interview zurück.

Prof. Portsteffen, Sie sind bereits seit 1994 am Institut. Wie haben Sie die frühen Jahre der Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft an der Hochschule erlebt?
Ich habe 1994 zunächst als Fachlehrer in der Studienrichtung Gemälde/Skulptur angefangen, bevor ich 2002 zum Professor im Bereich Restaurierung von Gemälden und polychromen Skulpturen berufen wurde. In meiner Anfangszeit hatte das CICS schon eine beachtliche Entwicklung hinter sich. Im ersten Semester des Instituts gab es zunächst zwei Studienrichtungen: Gemälde, Skulpturen und bemalte Oberflächen sowie Wandmalerei und Stein. Nach und nach kamen die Fächer Möbelrestaurierung, Schriftgut, Grafik und Buchmalerei sowie Textilien und Objekte aus Leder hinzu. Diese rasante Entwicklung in der Frühphase zeigt, dass sich die formalisierte Ausbildung von Restauratorinnen und Restauratoren an Hochschulen sehr gut etabliert hat. Insbesondere hier in Köln ist ein wichtiger Standort für die Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft entstanden.

Prof. Hans Portsteffen Prof. Hans Portsteffen (Bild: privat)

Wie kam es dazu, dass die Ausbildung überhaupt auf akademisches Niveau gehoben wurde?
Das allgemeine Verständnis von Restaurierung hat sich in den 1980er-Jahren gewandelt. Lange wurde diese Tätigkeit als Handwerk gehandelt. Lediglich im Bereich der Gemälderestaurierung gab es schon eine spezialisierte Ausbildung, die vor allem von Museen durchgeführt wurde. 1981 haben die Fachverbände aus Sorge um den Bestand des Kunst- und Kulturgutes das „Rosa Papier“ aufgesetzt. Darin haben sie eine formalisierte Ausbildung für Restauratorinnen und Restauratoren an Hochschulen gefordert. Diese wurde einige Jahre später neben den schon bestehenden Angeboten an der Kunstakademie in Stuttgart und der Akademie der Bildenden Künste in Dresden an verschiedenen Standorten wie Hildesheim, Erfurt, München, Potsdam, Berlin und eben auch Köln umgesetzt.

Wie hat sich die Arbeit am Institut in den vergangenen Jahrzehnten verändert?
Mit dem Umzug im Jahr 1991 von den Werkstätten in der Claudiusstraße in die heutigen Räumlichkeiten im Ubierring 40 hatte das Institut zunächst einmal mehr Raum. Dadurch sind ganz neue Möglichkeiten für Forschung, Lehre und die praktische Arbeit in Ateliers entstanden. Ein Aspekt, der sich ganz wesentlich verändert hat, ist die Technik. In der Anfangszeit haben wir beispielsweise bei der Röntgenuntersuchung mit Negativfilmen gearbeitet. Heute stehen uns modernere Technologien zu Verfügung. Das Röntgen geht inzwischen vollständig digital. Stark ausgebaut wurde zudem die Ausrüstung mit analogen und digitalen Mikroskopen. Auch in der instrumentellen Analytik hat das Institut die Möglichkeiten sehr bedeutend erweitert. So besitzt das Institut heute zwei Rasterelektronikmikroskope und mit der kürzlich angeschafften Gaschromatografie steht zudem ein Instrument zur Analyse von Bindemitteln zur Verfügung. Und natürlich hat sich auch das Team des CICS entscheidend erweitert.

Wo steht das Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften heute?
Das CICS hat sich seit seiner Gründung zu einer Institution mit bundesweiter und internationaler Bedeutung im Bereich der Erforschung und des Erhalts von Kunst- und Kulturgut entwickelt. Mittlerweile sind die Studien- beziehungsweise Spezialisierungsrichtungen weiter umrissen worden. So heißt Möbelrestaurierung heute Restaurierung von Objekten aus Holz und Werkstoffen der Moderne und umfasst damit auch Metalle und Kunststoffe. Die Textilrestaurierung hat sich erweitert auf archäologische Fasern, bei der Gemälderestaurierung kam die moderne und zeitgenössische Kunst hinzu und in der Papierrestaurierung wird jetzt auch die Restaurierung von Fotos thematisiert. In 35 Jahren haben bisher 621 Absolventinnen und Absolventen erfolgreich ihr Diplomstudium abgeschlossen. Seit dem Jahr 2010 erreichten rund 300 Studierende den Bachelor- und etwa 200 den Masterabschluss. Die Absolventinnen und Absolventen des Instituts arbeiten nicht nur bundesweit, sondern sind auf der ganzen Welt tätig – von New York bis Oslo. Darüber hinaus wurden und werden internationale Projekte durchgeführt und historisch bedeutsame Artefakte untersucht, restauriert und konserviert.

An welche besonderen Projekte und Artefakte denken Sie da?
In den vergangenen Jahrzehnten gab es viele tolle Leuchtturmprojekte, an denen auch wissenschaftliche Mitarbeitende und Studierende beteiligt waren. So gab es beispielsweise ein Projekt in der Felsenstadt Petra, wo es um die Restaurierung alter Königsgräber ging. Ich selbst engagiere mich seit 20 Jahren in einem Projekt, in dem Altäre in Kroatien restauriert werden. Neben solchen Vorhaben vor Ort gab es aber auch viele spannende Artefakte aus der Geschichte, die wir im Institut untersucht haben. So zum Beispiel ägyptische Mumiensärge oder die Blaue Mauritius, eine der berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt.

Sie gehen nun in Ihr letztes Semester an der Hochschule und bald in den Ruhestand. Was nehmen Sie aus Ihrer Zeit am CICS mit?
Mein Interesse an der Materie wird bleiben – da werde ich wohl auch in Zukunft verfolgen, was so am Institut passiert. Ansonsten war es einfach schön zu erleben, wie sich die Studierenden im Laufe ihrer Studienzeit weiterentwickelt haben. Mein Ziel war es immer, einen ganzheitlichen Ansatz zu vermitteln. Studierende sollten Objekte sowohl theoretisch als auch praktisch erfassen können. Deshalb habe ich stets sehr viel Wert auf Projektarbeiten gelegt, um den Schritt vom Verstehen ins Tun zu ermöglichen. Wenn man dann erlebt hat, wie das in Abschlussarbeiten umgesetzt worden ist – das war aus meiner Sicht das Wichtigste an meinem Beruf. Ich gehe also mit vielen guten Erinnerungen und freue mich nun auch auf ein neues Kapitel.

April 2021

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